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Maurice Halbwachs Summer Institute

Culture − History − Literature − Society


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2015 − Emotion – Interaction – Violence

28.09.-02.10.2015 − Lichtenberg-Kolleg, Göttingen


Tagungsbericht 2015 Soziopolis

Das Maurice Halbwachs Summer Institute bietet die Möglichkeit eines intensiven intellektuellen Austauschs zwischen jungen Wissenschaftler/innen unterschiedlicher kultur- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen und international hochprofilierten wissenschaftlichen Persönlichkeiten. Das diesjährige Summer Institute stellt dabei die Frage nach dem Zusammenhang von Gewalt und Emotionen. Ist Gewalt eine Form der Interaktion, die sich herkömmlichen Beschreibungen widersetzt und vielleicht deshalb emotionstheoretisch besonders fruchtbar erschlossen werden kann oder sogar muss? Welche Emotionskonzepte sind im Rahmen der Gewaltforschung verbreitet und wie ist deren Angemessenheit zu beurteilen? Welche methodischen Zugänge legt das Thema „Emotion und Gewalt“ überhaupt nahe und wie lassen sich Gewalt und ihre emotionalen Aspekte darstellen und erzählen? In die entstehenden, hochaktuellen Fragestellungen wird der Soziologe Randall Collins (University of Pennsylvania) einführen, der gemeinsam mit der Kulturanthropologin und Kulturhistorikern Monique Scheer (Eberhard Karls Universität, Tübingen) und dem Soziologen Wolfgang Knöbl (Hamburger Institut für Sozialforschung) mit den Teilnehmenden diskutieren wird. Nachwuchswissenschaftler/innen mit thematisch anschlussfähigen Dissertations- und Forschungsprojekten aus allen Kultur- und Sozialwissenschaften sind herzlich zur Bewerbung eingeladen.


Personen

Seniors:

Randall Collins ist Professor an der University of Pennsylvania und einer der bekanntesten und einflussreichsten US-amerikanischen Soziologen. Collins hat in den vergangenen vier Jahrzehnten eine enorme Anzahl von vielbeachteten Werken zur Konflikt- und Bildungssoziologie, zur Makrosoziologie und Kapitalismusanalyse, zur Ritual- und Emotionstheorie und zum Phänomen der Gewalt vorgelegt. Für den Kontext des Summer Institute sind insbesondere drei seiner Bücher relevant: „The Sociology of Philosophies: A Global Theory of Intellectual Change“ (1998), in dem der von Collins theoretisierte Zusammenhang von intellektueller Kreativität und Emotionen zum Ausgangspunkt einer großangelegten Weltgeschichte der Philosophie gemacht wird; „Interaction Ritual Chains“ (2004), eine Ritualtheorie des Alltagslebens mit einem besonderem Fokus auf Emotionen und ihre Bedeutung für Gruppensolidarität; „Violence: A Micro-sociological Theory (2008; dtsch. „Dynamik der Gewalt“, 2011), welches mittels eines ethnographischen Zugriffs das kontingente Auftreten gewalttätiger Interaktionen in den Mittelpunkt stellt. Schließlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass Collins immer wieder auch Auszeiten von der Universität genommen hat, um als Schriftsteller, nicht zuletzt als Kriminalschriftsteller, tätig zu werden.

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Monique Scheer war längere Jahre Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich 437: Kriegserfahrungen, Universität Tübingen, und im Forschungsbereich „Geschichte der Gefühle“ am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, bevor sie 2014 Professorin für Empirische Kulturwissenschaft/Volkskunde an der Universität Tübingen wurde. Mit ihren Büchern „Rosenkranz und Kriegsvisionen. Marienerscheinungskulte im 20. Jahrhundert“ (2006) und „Gefühlswissen. Eine lexikalische Spurensuche“ (gemeinsam verfasst u.a. mit Ute Frevert, 2011; engl. Übersetzung 2014) etablierte sich Scheer sehr schnell als eine der innovativsten Wissenschaftlerinnen im Bereich der Religions- und Emotionsforschung. Derzeit leitet sie im SFB 923 „Bedrohte Ordnungen“ das Teilprojekt „Stuttgart 21: Öffentliche Empörung als emotionale Praxis der Bedrohungskommunikation“.

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Wolfgang Knöbl ist seit 2015 Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS). Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Sozialtheorie, die politische und historisch-vergleichende Soziologie, die Makrosoziologie und die Geschichte der Sozialwissenschaften. Derzeit arbeitet er an einer Studie mit dem Titel: ,Die Geburt des Staates aus dem Geist der Metropole: Eine ideengeschichtliche und planungssoziologische Studie zur Staatsbildung in Argentinien, Australien und Kanada’. zur Website



Initiator/innen:


Regina Bendix ist seit 2001 Professorin für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie an der Georg-August-Universität Göttingen. Sie forscht und lehrt zu Themen im Bereich der Fach- und Wissensgeschichte, zum Zusammenspiel von Kultur, Wirtschaft und Politik (Tourismus, Kulturerbe), der kulturellen Ausprägung der Sinne (u.a. Nahrungsforschung) und der Kommunikations- und Erzählforschung. Sie leitet die DFG-Forscher/innengruppe ,Zur Konstituierung von Cultural Property‘ und ein Teilprojekt in der DFG- Forscher/innengruppe ,Ästhetik und Praxis populärer Serialität‘. Sie ist Co-Editorin der Zeitschrift Ethnologia Europaea und seit 2014 auch Co-Editorin der Zeitschrift Narrative Culture.

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Hartmut Bleumer ist seit 2004 Professor für Deutsche Philologie/Germanistische Mediävistik an der Georg-August-Universität Göttingen. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die historische Narratologie und die historische Ästhetik. Er ist Co-Editor der Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik (LiLi). Aktuell interessieren ihn besonders das Verhältnis von Minnelyrik und Minneroman im Mittelalter, in weiterer kulturwissenschaftlicher und literaturphänomenologischer Perspektive die Medialität der Stimme im Kontext der Schrift sowie die Rolle des Klanges bei der historischen Raumimagination.

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Rebekka Habermas ist seit 2000 Professorin für Neuere Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen und lehrt und forscht u.a. zur Bürgertums-, Rechts- und Gendergeschichte. In jüngster Zeit beschäftigt sie sich vor allem mit Kolonial-, Wissens- und Missionsgeschichte im langen 19. Jahrhundert. Derzeit arbeitet sie an einem Buch über einen Kolonialskandal um 1900. Sie fungiert u.a. als Mitherausgeberin der Zeitschrift Historische Anthropologie und mehrerer Buchreihen sowie als Sprecherin des DFG Graduiertenkollegs ,Dynamiken von Raum und Geschlecht‘. Unter ihren jüngeren Veröffentlichungen interdisziplinären Zuschnitts seien der gemeinsam mit Richard Hölzl herausgegebene Sammelband ,Mission Global. Eine Verflechtungsgeschichte seit dem 19. Jahrhundert‘ (Wien 2014) sowie der im selben Jahr im Journal of Modern History erschienene Artikel ,Lost in Translation. Transfer and Nontransfer in the Atakpame Colonial Scandal‘ erwähnt.

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Wolfgang Knöbl

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Mitwirkende:


Insa Agena (Westfälische Wilhelms-Universität Münster): (Georg-August-Universität Göttingen): ‚Die Konzeption des Selbst im Hiobbuch und in den Hodajot’.

Yun-Chu Cho (Humboldt-Universität Berlin): ‚Die Thematisierung des Schweigens in der Post-DDR-Literatur'.

Anna Danilina (Max Planck Institute for Human Development Berlin): ‚Ethics of Essence. Contested Moralities of Religion and Race’.

Dr. Stefan Deißler (London): ‚Eigendynamische Bürgerkriege. Von der Persistenz und Endlichkeit innerstaatlicher Gewaltkonflikte’.

Max Graff (Heidelberg): ‚Menschenwürde als ästhetisches Problem’.

Çiçek Ilengiz (Max Planck Institute for Human Development Berlin): ‚When History Goes Mad. Writing the History of State Sponsored Violence in Dersim’.

Mirjam Janett (Universität Basel): ‚Fremdplatzierungspraxis im Vergleich. Fremdplatzierungen in der deutschsprachigen Schweiz der Nachkriegszeit (1945-1980)’.

Peter Kankonde-Bukasa (University of the Witwatersrand, Johannesburg): ‘The Politics of Violent Transnational Mobilisation in (DR) Congolese Diaspora’.

Jas Kaur (University of London): ‚An anthropology of ethnic conflict and coups in Fiji’.

Dr. Jasmina Korczak-Siedlecka (University of Leipzig): ‚Perception, Construction and Interpretation of Violence in Everyday Life in Villages of Pomerelia in 16th and 17th century’.

Nadja Maurer (University of Hamburg): ‚Skripte von Sicherheit im Wandel. Das Beispiel der Post-Konfliktgesellschaft Nordirland’.

Sara Mehlmer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz): ‚Gewalt und Gewaltvermeidung zwischen Katholiken, Juden und Muslimen in Spanisch-Nordafrika, 1859-1874’.

Tino Minas (Westfälische Wilhelms-Universität Münster): ‚Die Übersetzung der Gewalt. Fallanalysen »körperlicher Gewalt« im Kontext multipler Differenzierung’.

Sayani Mitra (Georg-August-Universität Göttingen): ‚The Process of Making of a New Life and its ‘End’- Socio-ethical and Material Implications of the Practice of Surrogacy in India’.

Simona Pagano (Georg-August-Universität Göttingen): ‚Reassembling Campland. Eine regime- und assemblagetheoretische Ethnographie zu Roma-Camps in Rom' (Arbeitstitel)

Madeleine Rungius (Universität Potsdam)

Bhakti Shah (Georg-August-Universität Göttingen): ‚The Resources and restraints of women’s education in reckoning with the violence on women in India’.

Dr. Andrea Speltz (Georg-August-Universität Göttingen): ‚War in the Age of Sentimentalism. Violence and Virtue in Eighteenth-Century European Literature’.

Andrea Stänicke (Universität Siegen): ‚Sadomasochistische Maskerade. Ein aktuelles Phänomen und seine kulturellen Relevanzen’.

Dr. Stefan Wellgraf (Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder): ‚Gefühlslagen der Exklusion’ (DFG-Projekt).


Mitarbeiter/innen:


Annekathrin Krieger

Valentina Prljic

Programm 2015

28.9.-2.10.2015 − Lichtenberg-Kolleg − Historische Sternwarte

Montag, 28.09.2015
       Anreise

    19.00              Empfang

    20.00              Eröffnungsdinner
                          Ort: Weinstube/Faculty Club im Planea Basic, Geismar Landstrasse 11, 37083 Göttingen

Dienstag, 29.10.2015

    09.00-09.30     Eröffnung durch Wolfgang Knöbl (Hamburger Institut für Sozialforschung)
                           Ort: Historische Sternwarte, Geismar Landstrasse 11, 37083 Göttingen

    09.30-10.30     Posterpräsentationen der Teilnehmenden, Teil I: Themen, Projekte, Schnittstellen:
                           Insa Agena, Yun-Chu Cho, Anna Danilina, Stefan Oliver Deißler, Max Graff, Mirjam Janett,
                           Peter Kankonde-Bukasa, Jas Kaur, Jasmina Korczak-Siedlecka

       Kaffeepause

    11.00-12.00     Posterpräsentationen der Teilnehmenden, Teil II: Themen, Projekte, Schnittstellen:
                           Nadja Maurer, Sara Mehlmer, Tino Minas, Sayani Mitra, Simona Pagano, Madeleine Rungius,
                           Bhakti Shah, Andrea Speltz, Andrea Stänicke, Stefan Wellgraf

       Mittagspause

    14.00-15.00     Arbeitsgruppen A-D: Kennenlernen und Vorbereitung der Leitfragen

       Kaffeepause

    15.00-16.30     Leitpräsentation Randall Collins (Universität Pennsylvania): „Emotion - Interaction - Violence“,
                           Einführung und Moderation: Wolfgang Knöbl

    17.00-18.30     Arbeitsgruppen A und B: Feedback und Fragen mit Randall Collins
                          Arbeitsgruppen C und D: Diskussion der Basistexte von Randall Colins und Monique Scheer
                          und Besprechung der einzelnen Projekte

Mittwoch, 30.09.2015

    – Exkursion der Teilnehmer/innen nach Mühlhausen

Donnerstag, 01.10.2015

    09.00-10.30    Arbeitsgruppen C und D: Feedback und Fragen mit Randall Collins
                          Arbeitsgruppen A und B: Diskussion der Basistexte von Randall Colins und Monique Scheer und
                          Besprechung der einzelnen Projekte

       Kaffeepause

    11.00-12.30     Leitpräsentation Monique Scheer (Universität Tübingen): "Emotional Force: Reflections on the Complex
                           Relationship of Violence and Agency“, Einführung und Moderation: Regina Bendix (Universität Göttingen)

       Mittagspause

    14.30-16.00    Arbeitsgruppen C und D: Feedback und Fragen mit Monique Scheer
                          Arbeitsgruppen A und B: Diskussion der einzelnen Projekte

       Kaffeepause

    16.30-18.00    Möglichkeit für Einzelgespräche mit Randall Collins, Monique Scheer und Wolfgang Knöbl

Freitag, 02.10.2015

    09.00-10.30    Arbeitsgruppen A und B: Feedback und Fragen mit Monique Scheer
                          Arbeitsgruppen C und D: Diskussion der einzelnen Projekte

       Kaffeepause

    11.00-12.30    Leitpräsentation Wolfgang Knöbl (Hamburger Institut für Sozialforschung): “Theoretical Discourses on Violence
                          and the Problem of the Micro-Macro-Link”, Einführung und Moderation: Hartmut Bleumer
                          (Universität Göttingen)

       Mittagspause

    13.30-14.45    Arbeitsgruppen A und B: Feedback und Fragen mit Wolfgang Knöbl
                         Arbeitsgruppen C und D: Vorbereitung für die Podiumsdiskussion

    14.45-16.00    Arbeitsgruppen C und D: Feedbacks und Fragen mit Wolfgang Knöbl
                         Arbeitsgruppen A und B: Vorbereitung für die Podiumsdiskussion

       Kaffeepause

    16.30-18.00   Podiumsdiskussion; Einführung und Moderation: Rebekka Habermas (Universität Göttingen) und Wolfgang Knöbl

    18.30     Abschlussdinner; Ort: Restaurant Gaudi, Rote Straße 14, 37073 Göttingen



Nur die Vorträge von Randall Collins, Monique Scheer und Wolfgang Knöbl waren öffentlich.




Kontakt

Maurice Halbwachs Summer Institute
Annekathrin Krieger
Kulturwissenschaftliches Zentrum der Universität Göttingen
Raum 2.609
Heinrich-Düker-Weg 14
37073 Göttingen



Tel. 0049 (0) 551/ 39 - 21235
E-Mail: mhsi@gwdg.de